Die häufigsten Einwände gegen Green Software. Und gute Antworten darauf. Teil 2

6. Green Software ist was für Google und Netflix. Unsere kleine Anwendung fällt doch nicht ins Gewicht.
Klar ist: Wo viel Strom verbraucht wird, bringt jedes Prozent Einsparung in absoluten Zahlen einen höheren Beitrag. Zur Verbesserung der Gesamt-Ökobilanz der IT kann aber jede Software beitragen. Tatsächlich kommt es gerade bei kleineren Anwendungen häufig zu einer unverhältnismäßigen Überdimensionierung. Die prozentualen Einsparpotentiale sind hier viel höher als bei den großen Verbrauchern.
7. Wir entwickeln nicht selbst.
Auch beim Einkauf von Software und der Vergabe von Entwicklungs-Aufträgen kann man „Green Software“ als Maßgabe setzen. Ein Kriterium bei der Bewertung kann das Green Software Design Label sein. Schaut man sich das Lieferkettengesetz an, so sieht man schnell, dass Klimawirkungen bei allen Beschaffungen zu berücksichtigen sind. Software macht da keine Ausnahme.
8. Warum soll das für unser Unternehmen wichtig sein?
Weil Nachhaltigkeit für Unternehmen längst Notwendigkeit ist und kein „Nice to have“. Die Vorschriften werden kontinuierlich verschärft. Software ist eine relevante Möglichkeit, den CO2-Fußabdruck des Unternehmens zu reduzieren. Warum sollte man das nicht tun? Experten gehen davon aus, dass Green Software in wenigen Jahren ebenso selbstverständlich sein wird, wie sichere Software: Wer einen dieser Aspekte außer Acht lässt, handelt schlicht fahrlässig.
9. Wir haben für sowas keine Zeit. Die Termine sind ohnehin schon eng.
Diesen Einwand hört man oft von Software Engineers. Und sie haben recht: Gute Ergebnisse fallen nicht vom Himmel. Man muss etwas dafür tun. Insbesondere beim ersten Green Software Projekt macht sich das bemerkbar. Hier gilt dasselbe, was seit jeher für Qualität gilt: Im Endeffekt lohnt sich der initiale Invest. Aber zunächst ist der Invest nötig und er muss von Beginn an eingeplant werden. Ins Budget und in den Zeitplan.
10. Man kann das doch gar nicht bewerten. Wo sind denn die Fakten und die Tools?
Auch wenn Green Software erst vor kurzem in der Praxis angekommen ist, gibt es bereits die nötigen Tools und Messwerte. Zumindest genügend, um damit zu arbeiten. Scaphandre, Grafana, und Lastgeneratoren. Die Tools von Green Coding aus Berlin (siehe: https://www.green-coding.berlin/#projects). Mess-Software wie Cloud Carbon Footprint oder Websitecarbon.com. Als Kennzahl haben wir bei der Green Software Foundation den Software Carbon Intensity Score (SCI) mitentwickelt. Noch einfacher: Der Green Software Expertyzer gibt direktes Feedback und erstellt ein Rating der Software.
Es mangelt sicher nicht an einsetzbaren Werkzeugen. Was aber weiterhin gebraucht wird, sind Berichte von Projekten, die Green Software umgesetzt haben. Denn aus der Praxis lernt man stets am besten. Deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt, selbst Software „grün“ zu realisieren und so zum Aufbau des Know Hows beizutragen.