Wer ist für Green Software zuständig?

Über das Bermuda-Dreieck heißt es, dort verschwänden Schiffe unerklärlich im Nichts. Analog kann man sagen: In vielen Unternehmen gibt es bisher noch ein Bermuda-Dreieck, in dem Green Software verschwindet. Die Ecken bilden:
- der Auftraggeber einer Software-Entwicklung (in der Regel ein Fach- oder Vorstandsbereich)
- die Projektverantwortlichen für die Entwicklung und
- der Betrieb.
Wer davon ist für Green Software verantwortlich? Die Projektverantwortlichen werden an der Einhaltung von Budget und Terminen gemessen. Ressourceneffizienz gehört oft nicht zu den expliziten Anforderungen, weil die Auftraggeber sich schlicht schwertun, eine solche Anforderung zu formulieren. Im Ergebnis haben die Projektleitung und das Entwicklungsteam Wichtigeres zu tun, als Ressourceneffizienz zu messen und zu verbessern. „Man gibt uns ja auch nicht die nötige Zeit dafür“, sagen sie. Der Betrieb wiederum bekommt die Software fix und fertig vor die Nase gesetzt. Er kann (in seiner Wahrnehmung) daran ohnehin nichts mehr ändern. Den Auftraggebern wiederum werden dann die entstehenden Betriebskosten vorgelegt. Sie können die Werte nicht einschätzen und denken sich: „Nun, dann ist das eben so.“ Ergebnis: Die „Greenness“ der erstellten Software fällt durchs Raster. Die Verantwortung dafür verschwindet wie Schiffe im Bermuda-Dreieck.
Was kann man tun?
Tatsächlich können alle drei Beteiligten ihren Beitrag leisten. Die Auftraggeber müssen die Anforderung stellen, und sie auch einplanen lassen. Je fitter die Entwicklungs-Teams in Sachen Green Software bereits sind, desto weniger zusätzlichen Aufwand benötigt man hierfür. (Hilfreich ist es, entsprechende kompetente Dienstleister einzubinden. Entweder, indem man sie direkt mit der Entwicklung beauftragt, oder, indem man sie als Coaches und Mitglieder ins eigene Team holt.) Die Projektleitung und das Entwicklungs-Team müssen ggf. den Auftraggebern helfen, die Anforderungen an Greenness zu konkretisieren. Außerdem sollten sie die Auftraggeber beraten, indem sie die Auswirkungen funktionaler Anforderungen oder Verfügbarkeitsanforderungen aufzeigen. Der Betrieb wiederum kann den tatsächlichen Stromverbrauch und Ressourcenverbrauch messen und an Auftraggeber und Entwickler zurückmelden. Denn in Produktion verhält sich Software gerne mal anders als auf dem Testsystem. Außerdem kann der Betrieb sein Portfolio an IT-Services durchforsten, und schrittweise auf effizientere Produkte umsteigen.
Den Einstieg finden
Idealerweise machen also alle mit und ziehen an einem Strang. Nun leben wir ja leider nicht in einer idealen Welt. Wo kann man realistisch gesehen am effektivsten ansetzen? Meist vermutlich auf Seiten der Auftraggeber. Wenn sie z.B. fordern, dass die zu erstellende Software mit dem Green Software Design Label ausgezeichnet wird, dann ist das eine klare Anforderung. Projektleitung und Entwicklungs-Team können daraus entsprechende technische Anforderungen ableiten und diese einplanen. Schließlich können Auftraggeber und Umsetzer dann gemeinsam mit den Betreibern den effizientesten Betrieb abstimmen. Anstelle der Auftraggeber können natürlich auch die Software-Entwicklung oder die Betreiber zum Protagonisten für Green Software Design werden. Indem sie entsprechendes Know How aufbauen, den Build-Prozess entsprechend erweitern und ähnliche Vorbereitungen treffen. Sofern es im Unternehmen eine zentrale Koordination der Software-Entwicklung gibt, kann diese entsprechende Standards setzen. Gleiches gilt für die Nachhaltigkeitsbeauftragen.
Letzten Ende ist es nicht entscheidend, wer zuerst die Initiative ergreift. Hauptsache, irgendjemand tut es. Und falls man Widerstand befürchtet, kann man Berater für Green Software Design hinzuziehen. Externe Empfehlungen können oft viel bewegen.